Volkstrauertag – Warum nimmt die Gill nicht daran teil?

Liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder,

der Volkstrauertag ist ein Tag des stillen Gedenkens an alle Opfer von Krieg und Gewalt und zugleich ein Tag der Besinnung, wie wir heute auf Krieg, Gewalt und Terror reagieren, was wir heute für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit bei uns und in der Welt tun können. Nicht nur die Tradition, sondern die Einsicht beantwortet immer wieder geäußerte Zweifel, ob wir diesen Gedenktag noch brauchen.

„Welche Bedeutung hat der Volkstrauertag, insbesondere noch in unserer heutigen Zeit?“

Das ist eine zentrale Frage, die in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht. Über 100 Jahre nach dem Ende des Ersten und fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs könnte man die Auffassung vertreten, dass dieser Gedenktag allenfalls für die verbliebenen, wenigen Zeitzeugen einen besonderen Wert hat, die immer noch um einen Angehörigen oder Freund im Wortsinn trauern, im Übrigen aber das Leid der Weltkriege einer vergangenen Zeit angehört und wir besser daran täten, im Hier und Jetzt zu leben und den Blick nach vorne zu richten.

Im ersten Weltkrieg ließen fast 10 Millionen Soldaten ihr Leben. Im Zweiten Weltkrieg und an dessen Folgen starben weltweit bis zu 80 Millionen Menschen.

Kalte Zahlen! Unbegreifliche Zahlen!

Würden die gesamten Kriegstoten der beiden Weltkriege hintereinander durch unseren Ort gehen, würde das über drei Jahre dauern. Das Ausmaß an Leid, dass die Kriege des letzten Jahrhunderts über die Welt gebracht haben, ist unvorstellbar. Denn hinter jedem Opfer von Krieg und Gewalt, hinter jedem Soldaten, jedem Vertriebenen, jedem Geflüchteten, jedem Verfolgten, hinter jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind steht eine eigene persönliche Geschichte, ein eigenes Menschenleben mit all seiner Einzigartigkeit, all seinen Sorgen und all seiner Würde. Oder wie Heinrich Heine es einmal ausgedrückt hat: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“

Die unter dem Namen „Augusterlebnis“ bekannte Euphorie und Begeisterung junger Menschen, die es im August 1914 kaum erwarten konnten, in den Krieg zu ziehen, steht in diametralem Gegensatz zu unserer heutigen Sicht, ja sogar zu der Sicht, die sich nur wenige Monate danach auf den Schlachtfeldern Europas bot. Die Bilder von jubelnden Menschenmassen in Erwartung eines glorreichen Blitzkrieges sind schwer zu verstehen. Und doch zeigt sich im Laufe der Geschichte und auch in unserer von Kriegen, Terror und antidemokratischen Ideologien geprägten Gegenwart immer wieder: Der Mensch neigt dazu, schwerwiegende Fehler erneut zu begehen, nämlich immer da, wo er vergisst, wo Wissen mit der Zeit und im Wechsel der Generationen verloren geht.

Und deswegen haben wir die Verantwortung, dass dieses Wissen und diese Erinnerung nicht verloren gehen. Und damit meine ich nicht nur den Schulunterricht, Geschichtsbücher oder Kriegsdokumentationen, sondern an diesem Tag vor allem auch konkret das Wissen hier bei uns in unseren Heimatorten. Damit meine ich die Geschichten, die uns unsere Großeltern, unsere Eltern und die wenigen noch lebenden Zeugen aus dieser Zeit erzählt haben. Dieses Wissen zu bewahren, um es unserem politischen und gesellschaftlichen Handeln zugrunde zu legen, das ist unsere Verpflichtung. Und darum geht es, wenn wir uns am Volkstrauertag versammeln und gemeinsam derer gedenken, die ihr Leben auf so schreckliche Weise verloren haben.

In unserer Vereinsatzung finden wir folgenden Absatz:

Der Verein ist parteipolitisch und religiös neutral. Er vertritt den Grundsatz religiöser, welt-anschaulicher und ethnischer Toleranz und Neutralität. Der Verein wendet sich gegen Intoleranz, Rassismus und jede Form von politischem Extremismus.

Volkstrauertag – Die Ahrensböker Gill nimmt daran teil!

Alle Schützen sind am kommenden Sonntag, den 14. November herzlich zum Gottesdienst und der anschließenden Kranzniederlegung eingeladen.

10:45 Uhr – Treffen auf dem Parkplatz vor der Kirche

11:00 Uhr – Gottesdienst auf dem Friedhof

Wir freuen uns, wenn uns viele Mitglieder begleiten.

Volkstrauertag – Warum nimmt die Gill nicht daran teil?